Sabrinas großer Traum vom E1
– Die Schweizerin Sabrina Gurtner berichtet in ihrem Blog unterwegs-zuhause.com von ihren Wander- und Trekking-Erfahrungen. Ihr Traum ist es, 2018 den kompletten E1 zu gehen. Und das als sogenannter Thru-Hiker (Durchwanderer) komplett an einem Stück. Vom Nordkap bis nach Sizilien! Um sich auf dieses Abenteuer vorzubereiten, kommt der Fjällräven Classic gerade recht. Für uns berichtet sie von ihrer Wanderung auf dem E1 durch den Nationalpark Abisko im schwedisch-norwegischen Grenzgebirge etwa 200 km nördlich des Polarkreises:
Um mich auf meine große Wanderung auf dem E1 vorzubereiten, bin ich viel in der Schweiz (meiner Heimat) und auch im Ausland unterwegs, denn in meinen Augen sind die Tipps von anderen zwar hilfreich, aber die eigenen Erfahrungen einfach nicht zu ersetzen. Gerade bei der Etappenplanung kann ich selbst am besten einschätzen, was für mich möglich ist.
Ende 2016 habe ich das erste Mal vom Fjällräven Classic gehört und gleich beschlossen, an diesem Event teilzunehmen. Ich dachte mir, damit kann ich in einem geschützten Rahmen bereits erstmals erfahren, wie es ist, in der Wildnis eines fremden Landes unterwegs zu sein. Zum Glück habe ich dann auch gleich ein Ticket für diesen begehrten Event bekommen.
Erst einige Wochen bevor es losging wurde mir dann bewusst, dass ein Teil dieser Strecke auch auf dem E1 verläuft. Diese Feststellung hat mich natürlich besonders gefreut. Aber – unverhofft kommt oft – und ich kam vor meinem Urlaub gar nicht mehr dazu, herauszufinden, ab wann ich während des Classics gleichzeitig auf dem E1 sein würde. In Schweden angekommen, habe ich dann sofort so viele neue nette Kontakte geknüpft, dass ich auch dort nicht dazu kam. Ich ließ mich davon nicht stressen und dachte, Fotos würde ich sowieso viele machen, also würde ich auch nach meinem Abenteuer problemlos rausfinden, wann ich auf dem E1 unterwegs war.
Wir starteten am Freitag in Nikkaluokta – und sind die ersten Tage nicht auf dem E1 unterwegs gewesen. Wen diese Strecke dennoch interessiert, der findet auf meinem Blog dazu einige Posts. Hier meine Erfahrungen vom E1 im schwedisch-norwegischen Grenzgebiet:
Auf dem E1 durch den Abisko Nationalpark
Abisko leitet sich von dem samischen Wort Ábeskovvu = Meereswald ab. Der Park steht seit 1909 unter Naturschutz und hat eine Fläche 77 km2. Der Begriff Meereswald für den Nationalpark empfinde ich als sehr treffende Beschreibung. Bereits dieser See wirkt für mich als Schweizerin riesig, allerdings weiß ich zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht, dass ich auf meiner Wanderung noch einen viel größeren See sehen werde. Die Landschaft wirkt hier wirklich wie ein Meer aus Wald.
Da ein anderer Teilnehmer einige Tage zuvor noch erwähnte, dass wir nie auf dem E1 unterwegs sind, bin ich anfangs etwas irritiert, ob ich meinem Bauchgefühl vertrauen kann. Doch als ich den Abisko Nationalpark betrete veränderte sich etwas – irgendwie weiß mein Bauch schon vom ersten Schritt an, dass ich nun auf dem E1 unterwegs bin. Als ich im Nachhinein meine Strecke verorte, bestätigt sich meine Annahme.
Auch das Wetter zeigt sich, kaum bin ich auf dem E1, von seiner besten Seite. Die Sonne scheint und nur wenige Schleierwolken sind am Himmel. Auch ist es nun deutlich wärmer als in den letzten Tagen.
Meine erste Tageswanderung verläuft über 14 km quer durch den Nationalpark in Abisko. Im Gegensatz zu den meisten Wanderern, laufe ich von Abiskojauestugorna bis Abisko, also vom Süden in den Norden. Meine letzte Nacht habe ich in Kieron, einige Meter vor dem Nationalpark entfernt, im Zelt verbracht. Wie auch schon die letzten Tage. Ich lief früh am Tag los und genoss diesen Teil der Wanderung noch bewusster als die vorherigen. Auch in der Gewissheit, dass die Hälfte meiner Zeit in Schweden bereits vorbei ist. Der Wanderweg durch den Nationalpark war sehr gut begehbar. Die Natur um mich herum einfach nur gewaltig. In den letzten Tagen bin ich über sehr steinige Wege gegangen. Der weiche Waldboden ist nun also ein Segen für meine Füße. Was mich am meisten beeindruckt, ist die Weitläufigkeit. Egal wie weit man auch blickt, man sieht nichts als Natur. Ich sehe ein einziges Haus entlang des Abiskujàvri Sees. Das typisch schweden-rote Haus bildet einen tollen farblichen Kontrast zum See. Auch sonst habe ich das Gefühl, dass die Natur hier im Norden sehr farbenprächtig ist.
Hej Hej
Ich treffe hier wieder vermehrt andere Wanderer, welche mich mit dem typischen schwedischen «Hej Hej» grüßen. Dieses «Hej Hej» sollte mich auch lange nach meinem Abenteuer begleiten, als ich schon längst wieder zu Hause bin. Jeder, der in Schweden einmal auf einer Wanderung war, wird diesen zuversichtlichen Gruß kennen. Dieses spezielle «Hej Hej» verstehen alle, die es selber kennen und lieben gelernt haben.
Im Nationalpark halte ich wachsam die Augen offen, um vielleicht Elche, Rentiere oder Raubtiere wie Polarfüchse, Luchse und Vielfraße zu entdecken. Leider zeigt sich während meiner Wanderung durch den Nationalpark keines von diesen scheuen Tieren.
Die ersten Kilometer wandere ich immer entlang des Sees, wo man durch das feuchte Klima als Wanderer etwas mit den Mücken zu kämpfen hat. Dank des Mückensprays lassen mich die lästigen Blutsauger jedoch glücklicherweise in Ruhe. Mückenspray ist eine unbedingte Empfehlung von mir! Nach einiger Stunde erreiche ich dann die Stelle, an welcher der Fluss Abiskojokka in den See mündet. Weiter geht es für mehrere Kilometer entlang des Flusses in Richtung Norden. Neben dem Fluss gibt es auch kleinere Moorebenen. Die Wanderwege werden in den sumpfigen Gebieten aber durch die Holzstege geschützt. Dennoch ist es zu empfehlen, wasserfeste Schuhe zu tragen, wenn man trockene Füße behalten will. Auf diesem Abschnitt des E1 muss man keine großen Wasservorräte mit sich herumtragen. Es ist jederzeit möglich, direkt aus den diversen kleinen Bächen zu trinken. Nach einem kleinen Anstieg erreiche ich einen herrlichen Aussichtspunkt. Der Blick reicht über einen kleinen Canyon. Ich kann nicht anders und muss hier nochmals eine Pause einlegen, um diesen Moment zu genießen. Natürlich kommt hier auch meine Kamera zum Einsatz. Seit ich in Schweden unterwegs bin, hat mich eine innere Ruhe erfasst. Ich setze mich auf einen der Steine und lasse die ganze Umgebung auf mich wirken.
Kurze Zeit später erreiche ich dann Abisko wo der Fjällräven Classic endet. Für mich geht es aber noch ein wenig weiter auf dem E1.
Der zweithöchste Berg im Abisko Nationalpark
Am nächsten Tag gönne ich mir noch einen Abstecher auf den Nuolja. Dieser liegt direkt am E1 und ist einen Besuch wert. Wer eine Wanderpause einlegen will, kann auch mit der Sesselbahn hochfahren. Vom Nuolja hat man einen sehr weiten Ausblick über den Nationalpark und auch auf die Landschaft, durch die der E1 weiter in Richtung Norwegen verläuft. Am Fuß des Bergs liegt der Torneträsk See, welcher der siebtgrößte See in Schweden und der größte Gebirgssee des Landes ist. Dieser See wirkt noch viel gewaltiger als der See im Nationalpark. Ich verbringe den halben Tag auf dem Berg und mache unzählige Fotos. Damit die geniale Fernsicht auch richtig zur Geltung kommt, mache ich noch ein Video. Das Video ist bereits auf der Facebook Seite vom E1|R1 Photo Award zu sehen. Es lohnt sich, den Abstecher auf den Nuolja zu machen.
Den Abend verbringe ich mit den anderen Wanderern gemütlich in der Abisko Turiststation.
Eine weitere Etappe des E1, Abisko – Pålnostugan
Am nächsten Tag geht es für mich weiter auf dem E1. Die Route führt heute von Abisko Richtung Pålnostugan, einer einfacheren Schutzhütte, welche offensteht und gegen Bezahlung zur Übernachtung genutzt werden kann. Diese Strecke des E1 erstreckt sich über 21 km und 900 Höhenmeter. Die ganze Wanderung verläuft entlang des Sees. Ich habe vergessen mich mit dem Mückenspray zu besprühen, was ich nach wenigen Meter dann ziemlich bereue. Von den Attacken der kleinen Blutsauger lasse ich mir aber nicht die Stimmung vermiesen.
Entlang des Sees finde ich immer wieder tolle Strandplätze. Schade, dass die Temperaturen nicht gerade zu einem Bad einladen. Wie gerne würde ich kurz in den See hüpfen. Jedoch weiß ich nun, dass auf dieser Strecke genügend Möglichkeiten sind, um mein Zelt aufzustellen. Die Übernachtung in der Abisko Turiststation ist für ein Massenlager doch ziemlich teuer. Der Wanderweg verläuft sehr entspannend und stellt für mich keine große Herausforderung dar, dennoch kann ich leider heute nicht ganz bis zur Hütte laufen. Gemäß der Angabe von einem Schweden, den ich unterwegs antreffe, könnte man auf dieser Strecke auch das Boot nutzen. Dies allerdings nur, wenn genügend Wanderer das Angebot in Anspruch nehmen wollen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies für mich eine Option wird, wenn ich ganz bald den kompletten E1 wandere.
Obwohl ich dieses Mal nur wenige Kilometer auf dem E1 unterwegs war, hat es mir bereits einen schönen Einblick gegeben. Auch ist der Wunsch, den ganzen E1 zu machen, nun noch stärker geworden. Aktuell arbeite ich daran, mir meinen Traum 2018 zu erfüllen. Ich werde euch dann hoffentlich noch viel mehr über den E1 berichten können.
Wer Sabrina bei ihrem Vorhaben, den gesamten E1 zu wandern, unterstützen möchte, ist herzlich aufgefordert, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Das geht z.B. über ihre Facebook-Seite UnterwegsZuhause.
Alle Bilder in diesem Artikel ©Sabrina Gurtner